Mauritius
Vor rund einem Monat habe ich mir eine Auszeit südlich des Äquators gegönnt. Mauritius ist bei uns vor allem für zwei Dinge bekannt.
- Dodo (ein dicker, flugunfähiger Vogel; obwohl längst durch den Menschen ausgerottet, noch immer ein toller Souvenirs-Verkaufsschlager)
- Rote/blaue Mauritius (seltene und fast unerschwingliche Briefmarken; man begegnet ihnen etwa so häufig, wie einem lebenden Dodo)
Aber ein paar Dinge sollte man doch noch über die Insel wissen. Zum Beispiel, dass nach dem Tourismus der Anbau von Zuckerrohr die wichtigste Einkommensquelle ist; oder dass auf Mauritius 48% Hindus, 33% Christen und 17% Muslime friedlich zusammenleben; außerdem, dass der nächtliche Sternenhimmel so richtig zum Träumen einlädt (klicken zum Vergrößern).
Den Urlaubsbericht von einer tropischen Insel sollte man vielleicht mit anderen Fotos beginnen. Klassischerweise müssten jetzt zwei Aufnahmen folgen: Sandstrand und Sonnenaufgang. Also bitte.
Mauritius ist eine vulkanische Insel. Im Gegensatz zum nachbarschaftlichen Eiland La Réunion gibt es hier aber kaum noch vulkanische Aktivität. Die Zeugen der Kräfte des Erdmantels sind jedoch überall präsent. Mauritius bietet eine vielfältige Landschaft aus Ebenen, Tälern, hart geschnittenen Bergzungen und dem einen oder anderen Flusslauf, inklusive Wasserfälle.
Bekannte Sehenswürdigkeiten sind die Farbigen Erden im Südwesten der Insel oder der Black Gorge River Nationalpark, der 80% des erhaltenen Urwalds von Mauritius sowie zahlreiche endemische Tier- und Pflanzenarten beheimatet.
Ist man auf Mauritius mit dem Mietauto unterwegs, sollte man zwei Dinge beachten. Erstens herrscht Linksverkehr. Das bedeutet, dass nicht nur das Lenkrad auf der falschen Seite ist, sondern auch der Blinker beziehungsweise Scheibenwischer. So kann es schon mal passieren, dass man heftig wischend (statt blinkend) am Kreisverkehr steht und sich nicht vor oder zurück traut. Zweitens sollte man immer ein Auge auf die Busse haben. Das Nahverkehrsnetz ist sehr gut ausgebaut, fast schon zu gut. Auf die klapprigen und schwarz rauchenden Autobusse trifft man alle paar Hundert Meter, und nicht alle sind rasant unterwegs. Außerdem wackeln sie hin und her, weil die Insassen fröhlich tanzen und singen. Überhaupt kann man die Mentalität der Mauritianer mit zwei Worten beschreiben: Lebensfreude und Gelassenheit.
Wer kulturell und religiös interessiert ist, dem kann man den Besuch der (hinduistischen) Tempelanlagen ans Herz legen. Damit ist man getrost zwei Wochen lang im Dauereinsatz.
Zum (für den Mann) Verschnaufen und (für die Frau) Shoppen gibt es zahlreiche Märkte auf Mauritius. Wer einen kundigen Führer hat, findet zu den richtigen Schnäppchenläden, die nicht überteuerte Markenware „Made in India“ vertreiben, sondern regionale Produkte anbieten, deren farbliche Vielfalt ein Augenschmaus ist.
Wenn man sich auf Streifzüge durch die Botanik begibt, fällt einem sofort auf, dass viele der mitteleuropäischen Zimmerpflanzen hier auf Mauritius wild und ohne Pflege viel besser wachsen, als im eigenen Wohnzimmer. (Auch ich habe meinen grünen Daumen noch einmal überdacht.) Spannend sind die durch den steten Südost-Passat geneigten Kasuarinen an den Stränden – die im Übrigen keine Nadel-, sondern Laubbäume sind. Das Bild der kokospalmengesäumten Uferbereiche gibt es indessen nur bei den Hotelanlagen.
Zuletzt: Wie sieht es tierisch aus? Da fallen zunächst die zahlreichen wilden Hunde auf, die in fixen Rudeln zusammenleben und überall herumlaufen, ohne von den Einheimischen besonders beachtet zu werden. Noch häufiger sind nur die bunt schillernden Hausgeckos, die zu jeder Tages- und Nachtzeit Jagd auf Insekten machen.
Mein Fazit: Eine sehenswerte Insel, die leider (nicht nur preislich) die Tendenz zum Massentourismus erkennen lässt. Bleibt zu hoffen, dass Mauritius seinen Charme, die Lebensfreude und Vielfältigkeit bewahren kann.